Erwin Fuhrmann

Nachruf_Erwin

An dieser Stelle wollen wir ein bisschen an Erwins fliegerische Laufbahn erinnern. Wann und wie diese Laufbahn begonnen hat, ist uns nicht genau bekannt. Aber er war einer der Ersten im Raum Liptingen, die sich mit diesem Hobby befassten. Es blieb nicht aus, dass man sich auch mit Gleichgesinnten aus Tuttlingen traf. Schon bald wurde ihm klar, dass mit einer Vereinsgründung die Interessen der Modellflieger am besten zu vertreten sind. Er führte die Tuttlinger und Liptinger zusammen und sie gründeten im Februar 1970 den „Modellbau – Verein Tuttlingen – Liptingen“(MBV), damals noch zusammen mit den Modellautofahrern, die sich später mit einem eigenen Verein abspalteten. Die Freude des Modellfliegens währte nicht lange auf der Gemarkung Liptingen, der Lärm störte einen Anwohner, der das Landratsamt einschaltete. Zwischen 1969 und 1982 war es möglich auf dem Heeresflugplatz Neuhausen o.E. Modellflug zu betreiben. Somit konnte man wenigstens fliegen, während die Suche nach einem geeigneten Gelände lief. Ende 1972 wurde das heute noch bestehende Fluggelände auf dem Bräunisberg offiziell beantragt, die Genehmigung kam im August 1973.
1976 übernahm Erwin den Posten des 1. Vorsitzenden, welchen er bis 1999 ausübte. In dieser Zeit hat er sehr viel bewegt. Früh erkannte er die Notwendigkeit sich dem frisch gegründeten „Deutschen Modellflieger Verband“ anzuschließen. Der MFV ist das 28. Mitglied des Verbandes, welcher heute über 80.000 Mitglieder hat. Die Mitglieder haben ihn auf Vorschlag der Vorstandschaft 1999 zum Ehrenmitglied und zum Ehrenvorsitzenden ernannt.
Erwin baute die weit über die Grenzen Tuttlingens bekannte „Disney-Staffel“ auf und besuchte landauf landab Flugtage. Natürlich oft in Begleitung der anderen Staffelmitglieder. Höhepunkt dieser Staffel war wohl der Einsatz in der Partnerstadt Bex vor ca. 30.000 begeisterten Zuschauern. Bei diesen zahllosen Besuchen auf Flugtagen entstand der erste Kontakt zu den Frauenfeldern(CH) Modellfliegern. Dass daraus eine mittlerweile über 30-jährige Freundschaft entstehen könnte, das dachte wohl niemand. Er war über all die Jahre der Motor dieser Freundschaft und hielt sie als „Fürst vom Bräunisberg“ in Schwung. Auch an der Idee und Durchführung des Oldtimertreffens in Frauenfeld war er maßgeblich beteiligt. Bis ins hohe Alter war er dort auch als Punktrichter tätig.
Sein Bestreben war immer ein gutes Verhältnis zu der Jägerschaft und den auf dem Bräunisberg wirtschaftenden Bauern. Er half auch schon mal mit, Kartoffeln zu lesen und Heuballen aufzuladen. Bei diesen Kontakten wurde ihm dann auch mal nahe gebracht, dass der Verein ruhig auch den Namen der Gemeinde tragen darf, wo er den Krach macht. So hat Erwin gegen seine innere Überzeugung die Namensänderung auf den Weg gebracht. Es war schließlich zum Wohle des Vereins.
Zahlreichen jungen (und älteren) Interessierten ist er mit Rat und Tat zur Seite gestanden und hat ihnen auf dem Weg zum Modellflieger geholfen. Geholfen hat er immer und gerne, sei es mit Reparatur oder Beschaffung von Fernsteuerungen und Modellen oder beim in Gang bringen des defekten Fernsehgerätes.
Er war natürlich auch für jeden Spaß zu haben. Als einmal die Liptinger Kirche eingerüstet war, holte man sich schnell die Erlaubnis beim Pfarrer, vom Kirchturm aus ein Modell zu starten. Es ging also nach oben, von wo aus das Modell gestartet und an den Ortsrand geflogen werden sollte. Die große Entfernung war nur mit zwei Sendern zu schaffen. Nachdem der erste ausgeschaltet wurde, hat der Zweite eingeschaltet und sollte das Steuern des Modells übernehmen. Es funktionierte ganz gut in der Idee, aber die Praxis brachte dann doch zusätzliche Reparaturstunden im heimischen Keller. Heute wäre so eine Aktion undenkbar!
Wir haben einen guten und wertvollen Freund verloren. Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.